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Michael Mantler
Coda - Orchestra Suites *****
Wie bereits seine
beiden Programme zuvor, wurde auch jenes der aktuellen Veröffentlichung
im Porgy & Bess aufgenommen. Realisiert wiederum von einem Kammerorchester.
Besetzt mit erstklassigen österreichischen MusikerInnen aus den Kosmen
Jazz und Klassik. Erneut hat der österreichische Komponist und Trompeter
einige seiner Kompositionen verschiedener Schaffensperioden, darunter
"Thirteen", "Alien", "Hide and Seek", ausgewählt
und einer orchestralen Revitalisierung unterzogen. Schwerpunkt Streichersektion,
sechzehn MusikerInnen an der Zahl. Dieser obliegt die Ausgestaltung der
harmonischen Architektur, gegliedert in Unisono-Klangflächen und
elastischen, kontrapunktischen Verwebungen, sowie die rhythmische Strukturierung,
als Wechselspiel metrischer Verschleierung bzw. aufgelöst in reine
Zeitorientierung und stakkatierter Musterung. Mantler, ein Großmeister
im organisieren von Sounds. Bruchlos führt er sie zusammen. Niemals
in der Form des Aufeinanderprallens, sondern immer des Ineinandergreifens.
Detto verfährt er mit Tonart und Taktwechsel. Seinem Faible für
Tiefton- und dunkle Klangbereiche frönt er mittels einer herrliche
besetzten Holz-, Blechbläser-Abteilung. Das Moll ist dominantes Merkmal.
Wird jedoch kontinuierlich von flirrenden Linien oder scharfen, repetitiven
Pattern der Streicher aufgehellt. Eigenwillige, signifikante Voicings
an allen Ecken und Enden. Verortet in einem multiplen musikalischen Kosmos.
Den Mantler mit dringlicher Raffinesse und blendendem Verständnis
der Form unter Zugriff auf Gestaltungsprinzipien der Musikhistorie aufgehen
lässt. Von klassischen Satztechniken bis zu freitonalen Texturen
mit reicher Chromatik. Markant bleiben die Jazz-Affinität als auch
die Rock-Neigung - was vor allem die drei Solostimmen - Pianist David
Helbock, Gitarrist Bjarne Roupé und Mantler selbst an der Trompete
- betonen. Mantler erdenkt nichts leicht Verdauliches, nichts Entgegenkommendes.
Es ist Forderndes, Konfrontatorisches, allzeit von durchhörbarer
Signatur. Doch ohne einen Mann brandet dieser Soundozean in seinen Ebbe
und Flut-Bewegungen nicht auf. Christoph Cech. Er geleitet die Stimmen
in diese packende Hörmusik, Innenmusik, Außenmusik, Sinnenmusik.
Stets wagend, wollend.
-- Hannes Schweiger
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