Concerto  August 2021

 


Michael Mantler
Coda - Orchestra Suites *****

Wie bereits seine beiden Programme zuvor, wurde auch jenes der aktuellen Veröffentlichung im Porgy & Bess aufgenommen. Realisiert wiederum von einem Kammerorchester. Besetzt mit erstklassigen österreichischen MusikerInnen aus den Kosmen Jazz und Klassik. Erneut hat der österreichische Komponist und Trompeter einige seiner Kompositionen verschiedener Schaffensperioden, darunter "Thirteen", "Alien", "Hide and Seek", ausgewählt und einer orchestralen Revitalisierung unterzogen. Schwerpunkt Streichersektion, sechzehn MusikerInnen an der Zahl. Dieser obliegt die Ausgestaltung der harmonischen Architektur, gegliedert in Unisono-Klangflächen und elastischen, kontrapunktischen Verwebungen, sowie die rhythmische Strukturierung, als Wechselspiel metrischer Verschleierung bzw. aufgelöst in reine Zeitorientierung und stakkatierter Musterung. Mantler, ein Großmeister im organisieren von Sounds. Bruchlos führt er sie zusammen. Niemals in der Form des Aufeinanderprallens, sondern immer des Ineinandergreifens. Detto verfährt er mit Tonart und Taktwechsel. Seinem Faible für Tiefton- und dunkle Klangbereiche frönt er mittels einer herrliche besetzten Holz-, Blechbläser-Abteilung. Das Moll ist dominantes Merkmal. Wird jedoch kontinuierlich von flirrenden Linien oder scharfen, repetitiven Pattern der Streicher aufgehellt. Eigenwillige, signifikante Voicings an allen Ecken und Enden. Verortet in einem multiplen musikalischen Kosmos. Den Mantler mit dringlicher Raffinesse und blendendem Verständnis der Form unter Zugriff auf Gestaltungsprinzipien der Musikhistorie aufgehen lässt. Von klassischen Satztechniken bis zu freitonalen Texturen mit reicher Chromatik. Markant bleiben die Jazz-Affinität als auch die Rock-Neigung - was vor allem die drei Solostimmen - Pianist David Helbock, Gitarrist Bjarne Roupé und Mantler selbst an der Trompete - betonen. Mantler erdenkt nichts leicht Verdauliches, nichts Entgegenkommendes. Es ist Forderndes, Konfrontatorisches, allzeit von durchhörbarer Signatur. Doch ohne einen Mann brandet dieser Soundozean in seinen Ebbe und Flut-Bewegungen nicht auf. Christoph Cech. Er geleitet die Stimmen in diese packende Hörmusik, Innenmusik, Außenmusik, Sinnenmusik. Stets wagend, wollend.

-- Hannes Schweiger

 
     
 

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