|
Michael Mantler
Comment c'est
Zutiefst widerwârtige
politische Zustande bzw. die Niedertracht unter den Gesellschaften thematisiert
der Trompeter und großer Konzeptionist orchestraler Jazzereignisse
Michael Mantler mit seinem aktuellen, famosen Opus (englischer Titel:
"How It Is"). Solistisch herausgestellt sind die französische
Sängerin Himiko Paganotti, hauptberuflich Vokalistin der Art- Rock
Band Magma, der österreichische Pianist David Helbock und Mantler
selbst. Wobei die Solo-Parts, ebenso wie die Ensemble-Parts, mit enormer
Präzision und Hingabe vorn bestens disponierten österreichischen,
auf "Neue Musik" spezialisierten Max Brand Ensemble, unter der
souveränen Leitung von Christoph Cech realisiert, fein säuberlich
ausgeschrieben sind. Mantlers Faible für Stimmen ist hinlänglich
bekannt. Erneut hat er diesen Liederzyklus in den für ihn typischen
dunklen Klangfarbenschattierungen und aperiodischen Gliederungen gehalten,
der Sängerin auf den Leib geschrieben. Mantler etablierte eine unvergleichliche,
eigenständige, aperiodisch gegliederte Kunstliedform, die primär
seiner Jazzzuneigung entspringt, aber für die sich der Musiker auch
von klassischen Funktionalismen, speziell jenen der Impressionisten respektive
der Avantgardisten, Anregungen holt. Bestechend einerseits wie Himiko
Paganotti mit bravouröser Hingabe und Fertigkeit die komplexen melodischen
Linien sowie die aufwühlenden Texte mit Leben erfüllt, andererseits
das Ensemble die harmonischen, wie melodischen Nuancen mit all den nonkonformistischen,
aufregenden Verzweigungen aus der Partitur heraus kitzelt. Trotz all der
strukturellen Gebundenheit versprüht der Zyklus eine anregende elastische
Beweglichkeit. Freigeist Mantler schuf mit "Comment c'est" ein
Werk von kontemplativ kammermusikalischer Grandezza mit pluralistischem
Gestus, dem, gegeben durch die eigenwillige Instrumentierung, wahrhaftige,
dunkelgetränkte Schönheit innewohnt. Ein Soundtrack zum Wahnsinn
der Zeit. Alles andere als desillusionierend, sondern wachrüttelnd.
Übrigens, die Aufnahme entstand im zum Studio umfunktionierten Porgy
& Bess.
-- Hannes Schweiger
|
|